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Costanzo Festa (*um 1485 –  † 1545)

Costanzo Festa (* um 1485 – † 10. April 1545) war ein italienischer Komponist der Renaissance und gilt als einer der ersten bedeutenden italienischen Meister der franko-flämischen Polyphonie. Er wirkte hauptsächlich in Rom und gehörte ab 1517 zur Päpstlichen Kapelle, wo er bis zu seinem Tod als Sänger und Komponist tätig war. Festa komponierte sowohl geistliche als auch weltliche Musik: Seine Messen und Motetten verbinden die kontrapunktische Strenge der franko-flämischen Tradition mit einem leichteren, liedhaften italienischen Tonfall. Besonders hervorzuheben ist sein Beitrag zur Entwicklung des Madrigals, dessen frühe Formen er mitprägte, sowie seine umfangreiche Sammlung von Instrumental- und Vokalsätzen über populäre Melodien. Festas Musik zeichnet sich durch Klarheit, melodische Eleganz und eine für seine Zeit ungewöhnliche Sensibilität für Text und Ausdruck aus. Damit wurde er zu einem wichtigen Wegbereiter der eigenständigen italienischen Musik im 16. Jahrhundert und zu einem Bindeglied zwischen der nordeuropäischen Polyphonie und der entstehenden italienischen Hochrenaissance.

1. Deduc me Domine

Fol. 26v–32 — 4 Stimmen


Lateinischer Text:


Deduc me, Domine, in iustitia tua propter inimicos meos;
dirige in conspectu tuo viam meam.
Quoniam non est in ore eorum veritas: cor eorum vanum est.
Sepulchrum patens est guttur eorum; linguis suis dolose agebant.
Iudica illos, Deus; decidant a cogitationibus suis;
secundum multitudinem impietatum eorum expelle eos,
quoniam irritaverunt te, Domine.

 

Deutsche Übersetzung:

 

Führe mich, o Herr, in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen;
ebne meinen Weg vor deinem Angesicht.
Denn in ihrem Mund ist keine Wahrheit, ihr Herz ist voll Trug.
Ein offenes Grab ist ihre Kehle; mit ihrer Zunge handeln sie hinterlistig.
Richte sie, o Gott; mögen sie zu Fall kommen durch ihre Pläne;
stoße sie hinaus nach der Menge ihrer Frevel,
denn sie haben dich, o Herr, erzürnt.

2. Angelus ad pastores ait

Fol. 33v–35 — 4 Stimmen


Lateinischer Text:

 

Angelus ad pastores ait: Annuntio vobis gaudium magnum,
quia natus est vobis hodie Salvator mundi.
Alleluia.

 

Deutsche Übersetzung:

 

Der Engel sprach zu den Hirten: Ich verkünde euch eine große Freude,
denn euch ist heute der Heiland der Welt geboren.
Halleluja.

 

3. Super flumina Babylonis (Vulgata Zählung: Psalm 136, Verse 1–3; Auszug aus Psalm 137)

Fol. 138v–140 — 4 Stimmen


Lateinischer Text:

 

Super flumina Babylonis illic sedimus et flevimus,
cum recordaremur Sion.
In salicibus in medio eius suspendimus organa nostra.
Quia illic interrogaverunt nos qui captivos duxerunt nos
verba cantionum;
et qui abduxerunt nos: Cantate nobis de canticis Sion.

 

Deutsche Übersetzung:

 

An den Flüssen Babylons saßen wir und weinten,
als wir an Zion dachten.
An den Weiden mitten darin hängten wir unsere Harfen auf.
Denn dort verlangten von uns, die uns gefangen führten,
Worte der Lieder;
und die uns wegführten sprachen: Singt uns eines von den Liedern Zions.

 

4. Regina caeli laetare (5 Stimmen, Kanon)

Fol.141v–143 — 5 Stimmen

 

Achtung: die Motette stammt nicht von Adrian Willaert. Sie ist ein Werk von Costanzo Festa.


Lateinischer Text:


Regina caeli laetare, alleluia:
Quia quem meruisti portare, alleluia,
Resurrexit sicut dixit, alleluia:
Ora pro nobis Deum, alleluia.

Deutsche Übersetzung:

 

Königin des Himmels, freue dich, Halleluja:
Denn er, den du zu tragen würdig warst, Halleluja,
ist auferstanden, wie er gesagt hat, Halleluja:
Bitt für uns Gott, Halleluja.

Diese Motette ist eine der wenigen fünfstimmigen Vertonungen im Medici Codex und beruht auf der österlichen Marienantiphon Regina caeli. Festa entfaltet daraus ein enges, kanonisches Stimmgeflecht, das den festlichen Charakter der Osterzeit betont. Die klare Textdeklamation tritt gegenüber der kunstvollen Polyphonie leicht zurück, wodurch die Musik einen feierlich strahlenden, beinahe jubilierenden Charakter erhält. Statt Trauer und Sehnsucht (wie bei Super flumina Babylonis) vermittelt diese Komposition österliche Freude und Marienverehrung.

Costanzo Festa (um 1485–1545) war einer der bedeutendsten italienischen Komponisten der Renaissance und der erste namhafte Italiener, der die franko-flämische Polyphonie meisterhaft mit dem italienischen Stil verband. Als Mitglied der Päpstlichen Kapelle wirkte er vor allem in Rom. Neben Messen und weltlichen Liedern schuf er kunstvolle Motetten, die durch klare Textdeklamation und ausdrucksvolle Klangsprache bestechen. Festa gilt als wichtiger Wegbereiter der römischen Vokaltradition des 16. Jahrhunderts.

 

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