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Nicolas Gombert: Motetten Teil II., Beauty Farm (Aufnahme: 2015)

 

Disc 1, Track 1: "Beatus vir qui non abiit"

 

Diese Motette zeigt Gombert auf der Höhe seiner Kunst. Er webt ein enges polyphones Netz, in dem die Stimmen kontinuierlich ineinandergreifen, fast ohne spürbare Atempausen. Der Text aus dem Psalter wird in einer klangvollen, ruhigen Bewegung entfaltet, wobei Gombert die Worte gleichsam instrumental behandelt: die semantische Klarheit tritt gegenüber der klanglichen Dichte zurück. Charakteristisch sind die weichen Dissonanzen und das sanfte Dahinströmen der Musik, das eine Atmosphäre kontemplativer Erhabenheit schafft.

 

Text:

Lateinisch – (vermutlich nach Psalm 1)

 

"Beatus vir, qui non abiit in consilio impiorum,

et in via peccatorum non stetit,

et in cathedra pestilentiae non sedit;

sed in lege Domini voluntas eius,

et in lege eius meditabitur die ac nocte."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Selig der Mann, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen,

und nicht tritt auf den Weg der Sünder,

und nicht sitzt auf dem Sitz der Spötter,

sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn

und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht."

 

Die Motette „Beatus vir qui non abiit“ stammt aus Gomberts reifer Phase um 1540. Diese Motette wurde nicht in den Drucken von 1539 oder 1541 veröffentlicht und ist nur in späteren Handschriften überliefert.

 

Disc 1, Track 2: "Ave Maria"

 

Gomberts Vertonung des „Ave Maria“ ist ein Musterbeispiel für seine subtile Polyphonie. Die Stimmen sind eng verwoben und schaffen eine dichte, fast unendliche Klangfläche. Der Fluss der Musik ist ruhig, ohne ausgeprägte rhythmische Akzente, was dem Werk einen meditativen Charakter verleiht. Gombert vermeidet große Textdeklamation zugunsten einer gleichmäßigen Klangentfaltung, wodurch das Gebet wie ein kontemplatives Fließen wirkt, fast außerhalb der Zeit.

 

Text:

Lateinisch – traditioneller Wortlaut

 

"Ave Maria, gratia plena,

Dominus tecum.

Benedicta tu in mulieribus,

et benedictus fructus ventris tui, Iesus.

Sancta Maria, Mater Dei,

ora pro nobis peccatoribus,

nunc et in hora mortis nostrae. Amen."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,

der Herr ist mit dir.

Du bist gebenedeit unter den Frauen,

und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

Heilige Maria, Mutter Gottes,

bitte für uns Sünder,

jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen."

 

„Ave Maria“ gehört zu den bekannteren Werken Gomberts und erschien bereits zu seinen Lebzeiten: Sie wurde in „Liber primus motettorum“ (Antwerpen, Susato, 1539) publiziert.

 

Disc 1, Track 3: "Pater noster"

 

In seiner Vertonung des „Pater noster“ bewahrt Gombert die feierliche Würde des Vaterunsers und kleidet es in einen ruhigen, dichten polyphonen Satz. Die Stimmen sind gleichberechtigt und tragen die Konturen des Textes auf subtile Weise weiter, ohne markante Höhepunkte, sondern in einem unaufhörlichen Fluss. Trotz der Komplexität bleibt die Harmonie stets klar und transparent, was die spirituelle Tiefe des Gebets eindrucksvoll unterstreicht.

 

Text:

Lateinisch – traditioneller Wortlaut

 

"Pater noster, qui es in caelis,

sanctificetur nomen tuum.

Adveniat regnum tuum.

Fiat voluntas tua, sicut in caelo et in terra.

Panem nostrum quotidianum da nobis hodie,

et dimitte nobis debita nostra,

sicut et nos dimittimus debitoribus nostris.

Et ne nos inducas in tentationem,

sed libera nos a malo. Amen."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Vater unser im Himmel,

geheiligt werde dein Name

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen."

 

Die Motette „Pater noster“ wurde ebenfalls in „Liber primus motettorum“ (1539) veröffentlicht und zeigt Gombert auf dem Höhepunkt seines polyphonen Schaffens.

 

Disc 1, Track 4: "Media vita in morte sumus"

 

Diese Vertonung gehört zu den ergreifendsten Werken Gomberts. „Media vita“ ist ein Gebet in Todesgefahr, und Gombert trifft die existentielle Schwere des Textes mit einer außerordentlichen Intensität. Die Polyphonie ist dichter und dunkler als in vielen anderen seiner Werke, mit langen, verschlungenen Linien, die kaum zur Ruhe kommen. Die Musik wirkt wie ein unablässiges, drängendes Flehen, wobei Gombert meisterhaft Spannungen aufbaut und wieder löst, ohne jemals die kontemplative Tiefe zu verlieren.

 

Text:

Lateinisch – Antiphon für die Fastenzeit

 

"Media vita in morte sumus;

quem quaerimus adiutorem nisi te, Domine,

qui pro peccatis nostris juste irasceris?

Sancte Deus, sancte fortis, sancte et misericors Salvator,

amare morti ne tradas nos."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen;

wen sollen wir als Helfer suchen, wenn nicht dich, Herr,

der du ob unserer Sünden gerecht zürnst?

Heiliger Gott, heiliger Starker, heiliger und barmherziger Erlöser,

übergib uns nicht dem bitteren Tod."

 

Die Motette „Media vita in morte sumus“ dürfte um 1540 entstanden sein. Diese ergreifende Motette ist nicht in den Drucken von Susato überliefert und wurde wohl erst später tradiert.

 

Disc 1, Track 5: "Ego flos campi"

 

In dieser Motette zeigt Gombert seine Fähigkeit, zarte Poesie musikalisch umzusetzen. Der Text stammt aus dem Hohenlied Salomos und beschreibt die Schönheit und Sinnlichkeit der Liebe in Bildern der Natur. Gombert verwandelt diese Symbolik in einen weichen, blühenden Klangteppich, in dem die Stimmen anmutig umeinander kreisen. Die Musik strahlt Wärme und Leuchtkraft aus, ohne je die feine polyphone Struktur preiszugeben, die auch hier die Kontinuität und Tiefe des Ausdrucks sichert.

 

Text:

Lateinisch – nach dem Canticum canticorum, Hoheslied 2,1–2

 

"Ego flos campi, et lilium convallium.

Sicut lilium inter spinas,

sic amica mea inter filias."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Ich bin eine Blume des Feldes und eine Lilie der Täler.

Wie eine Lilie unter den Dornen,

so ist meine Freundin unter den Töchtern."

 

„Ego flos campi“ könnte etwas früher, in den späten 1520er Jahren, komponiert worden sein. Auch dieses Werk erschien nicht in den bekannten Sammeldrucken, sondern blieb zunächst handschriftlich überliefert.

 

Disc 1, Track 6: "Respice Domine"

 

„Respice Domine“ ist eine eindringliche Bittmotette, in der Gombert seine charakteristische Klangdichte mit einer tiefen Ausdruckskraft verbindet. Die Musik ist ernst und voll innerer Spannung, wobei die polyphone Struktur die Dringlichkeit des Gebets verstärkt. Die Stimmen verschmelzen zu einem dichten, fast schweren Klanggewebe, in dem die flehende Haltung des Textes musikalisch spürbar wird. Gombert zeigt hier seine große Kunst, Emotionen ohne plakative Effekte, sondern allein durch den Fluss der Polyphonie zu gestalten.

 

Text:

Lateinisch – vermutlich nach Jeremia 5,1

 

"Respice, Domine, de sede sancta tua,

et vide, et visita vineam istam,

et perfice eam quam plantavit dextera tua."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Schaue herab, Herr, von deinem heiligen Thron,

und sieh, und besuche diesen Weinstock,

und vollende, was deine Rechte gepflanzt hat."

 

„Respice Domine“ wird als Werk der späten 1520er oder frühen 1530er Jahre angesehen. Es wurde ebenfalls nicht bei Susato gedruckt und war lange Zeit nur über Handschriften bekannt.

 

Disc 1, Track 7: "Hodie nata est virgo Maria"

 

Diese festliche Motette feiert die Geburt der Jungfrau Maria mit strahlender Polyphonie. Gombert entfaltet ein dichtes, aber leuchtendes Klanggewebe, das die freudige Botschaft des Textes in einer Art ständigem Fluss darstellt. Trotz der komplexen Stimmführung bleibt die Musik transparent und vermittelt eine Atmosphäre von stiller, aber überwältigender Freude. Gombert vermeidet dabei plakative Ausbrüche und setzt stattdessen auf die Kraft der subtilen Harmonie und der kunstvollen Linienführung.

 

Text:

Lateinisch – Fest der Geburt Mariens

 

"Hodie nata est virgo Maria,

ex semine Abrahae,

de tribu Iuda,

clara ex stirpe David."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Heute ist die Jungfrau Maria geboren,

aus dem Samen Abrahams,

aus dem Stamm Juda,

leuchtend aus dem Geschlecht Davids."

 

„Hodie nata est virgo Maria“ ist eine festliche Motette zur Geburt Mariens (8. September) und dürfte ebenfalls zwischen 1530 und 1537 entstanden sein. Sie könnte für liturgische Feiern am Hof Karls V. komponiert worden sein.

 

Disc 1, Track 8: "O Domine Jesu Christe"

 

In „O Domine Jesu Christe“ begegnet uns Gombert in tiefer, fast klagender Stimmung. Die Musik ist von einer innigen, fast schmerzlichen Bitternis geprägt. Typisch für Gombert ist auch hier die dichte, gleichmäßige Polyphonie ohne scharfe Akzente oder abrupte Einschnitte. Die Stimmen ziehen in langen, ineinandergreifenden Linien dahin und schaffen eine Atmosphäre des demütigen Gebets. Besonders auffällig ist die fast atemlose Kontinuität der musikalischen Bewegung, die den flehenden Charakter des Textes intensiv unterstreicht.

 

Text:

Lateinisch – wahrscheinlich ein liturgisches Gebet um Erbarmen

 

"O Domine Jesu Christe, rex gloriae,

libera animas omnium fidelium defunctorum

de poenis inferni et de profundo lacu:

libera eas de ore leonis,

ne absorbeat eas tartarus,

ne cadant in obscurum."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"O Herr Jesus Christus, König der Herrlichkeit,

erlöse die Seelen aller verstorbenen Gläubigen

von den Strafen der Hölle und aus dem tiefen Abgrund;

befreie sie aus dem Rachen des Löwen,

damit die Unterwelt sie nicht verschlinge,

damit sie nicht in die Finsternis stürzen."

 

„O Domine Jesu Christe“, eine Totenmotette, könnte zu Gomberts späten Werken gehören, vielleicht sogar nach seiner Begnadigung um 1540 entstanden sein.

 

Disc 2, Track 1: "Suscipe verbum, virgo Maria"

 

Diese Motette gehört zu den besonders innigen Marienkompositionen Gomberts. Sie entfaltet sich in ruhiger, dichter Polyphonie, deren Stimmen in einem gleichmäßigen Fluss miteinander verwoben sind. Die sanfte Klanggestaltung spiegelt die Demut und das Vertrauen wider, das im Text zum Ausdruck kommt. Gombert verzichtet auf große Kontraste und erreicht dadurch eine intensive, stille Erhabenheit.

 

Text:

Lateinisch – Marienthema, vermutlich auf einen liturgischen Hymnus bezogen

 

"Suscipe verbum, virgo Maria,

quod tibi a Domino per angelum transmissum est:

concipies et paries Deum et hominem,

ut benedicta dicaris inter omnes mulieres".

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Nimm das Wort an, Jungfrau Maria,

das dir vom Herrn durch den Engel überbracht wurde:

du wirst Gott und Mensch empfangen und gebären,

damit du unter allen Frauen gesegnet genannt werdest."

 

Publikation:

Diese Motette wurde nicht in Susatos Drucken von 1539 oder 1541 veröffentlicht. Sie ist nur in späteren Handschriften überliefert und könnte stilistisch um 1540 komponiert worden sein.

 

Disc 2, Track 2: "In te, Domine, speravi – Educes me"

 

Diese Motette verbindet mehrere Verse aus Psalm 30 zu einer eindrucksvollen geistlichen Meditation. Gombert gestaltet die Musik mit seinem typischen Stil: dichte Polyphonie, ein unaufhörlicher Fluss der Stimmen und eine fast schwerelose Harmonie. Die klangliche Spannung zwischen Vertrauen („In te, Domine, speravi“) und dem Flehen um Rettung („Educes me“) wird subtil ausbalanciert, ohne scharfe Kontraste, sondern in sanfter Bewegung.

 

Text:

Lateinisch – Psalm 30, Verse 2 und 4

 

"In te, Domine, speravi, non confundar in aeternum:

in iustitia tua libera me.

 

Educes me de laqueo hoc, quem absconderunt mihi:

quoniam tu es protector meus".

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Auf dich, Herr, habe ich gehofft, ich werde nicht zuschanden in Ewigkeit:

in deiner Gerechtigkeit erlöse mich.

 

Du wirst mich herausführen aus diesem Netz,

das sie heimlich für mich gelegt haben;

denn du bist mein Beschützer."

 

Publikation:

Diese Motette wurde nicht in Susatos Sammeldrucken von 1539 oder 1541 veröffentlicht. Sie ist nur in Handschriften erhalten und dürfte stilistisch um 1540 entstanden sein.

 

Disc 2, Track 3: "Patefactae sunt januae caeli"

 

Diese Motette ist ein wunderbares Beispiel für Gomberts Fähigkeit, freudige Themen in einen reich fließenden polyphonen Klang zu kleiden. Die Öffnung der Himmelstore – ein Bild für Erlösung und Hoffnung – wird in einem ruhigen, aber lichten Klangstrom dargestellt. Gombert verzichtet auf äußerliche Effekte und gestaltet die Freude eher als innere, tiefe Zuversicht. Die Stimmen verschmelzen in sanfter Bewegung, und trotz der Dichte bleibt die Musik durchsichtig und klar.

 

Text:

Lateinisch – vermutlich bezogen auf liturgische Texte zum Fest Allerheiligen

 

"Patefactae sunt januae caeli,

et sancti gaudent,

introeuntes in gloriam Dei."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Es öffneten sich die Himmelstore,

und die Heiligen jubeln,

da sie eintreten in die Herrlichkeit Gottes."

 

Publikation:

Diese Motette wurde nicht in den Drucken von 1539 oder 1541 bei Tylman Susato veröffentlicht. Sie ist nur handschriftlich überliefert und wurde vermutlich in den 1530er Jahren komponiert.

 

Disc 2, Track 4: "Hortus conclusus es, Dei Genitrix"

 

Diese Motette ist ein herausragendes Beispiel für Gomberts kunstvolle Polyphonie. Der Text, entnommen aus dem Hohenlied, wird in einem dichten, fließenden Klanggewebe vertont, das die mystische Symbolik des „geschlossenen Gartens“ – ein Bild für die Jungfräulichkeit Mariens – eindrucksvoll musikalisch umsetzt. Die Stimmen verschmelzen zu einer homogenen Einheit, wodurch eine Atmosphäre kontemplativer Tiefe entsteht.

 

Text:

Lateinisch – Hohelied 4,12 und 2,10

 

"Hortus conclusus es, Dei Genitrix,

fons signatus.

Surge, propera, amica mea, et veni."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Du bist ein verschlossener Garten, Gottesgebärerin,

eine versiegelte Quelle.

Steh auf, eile, meine Freundin, und komm."

 

Publikation:

Diese Motette wurde 1541 in Susatos Sammlung „Liber secundus motettorum“ veröffentlicht und gehört somit zu den Werken, die zu Gomberts Lebzeiten im Druck erschienen sind.

 

Disc 2, Track 5: "Ego sum qui sum"

 

In dieser Motette vertont Gombert Worte Gottes aus der alttestamentlichen Offenbarung an Mose. Die Komposition ist von einer majestätischen Ruhe geprägt: die Stimmen entfalten sich langsam, in würdevoller, unerschütterlicher Bewegung. Gombert nutzt seine typische dichte Polyphonie, um die erhabene Unergründlichkeit Gottes musikalisch darzustellen. Trotz der Komplexität der Stimmen bleibt der Ausdruck klar und feierlich.

 

Text:

Lateinisch – nach Exodus 3,14

 

"Ego sum qui sum.

Dixitque: Sic dices filiis Israel:

Qui est misit me ad vos."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Ich bin der, der ich bin.

Und er sprach: So sollst du zu den Söhnen Israels sagen:

Der „Ich bin“ hat mich zu euch gesandt."

 

Publikation:

Diese Motette wurde nicht in den Drucken von 1539 oder 1541 veröffentlicht. Sie ist nur handschriftlich überliefert und entstand vermutlich um 1540.

 

Disc 2, Track 6: "O rex gloriae"

 

In „O rex gloriae“ entfaltet Gombert ein Gebet von eindrucksvoller Schlichtheit und Würde. Trotz der gewohnten Dichte seiner Polyphonie bewahrt er eine klare, hymnische Struktur, die der Majestät des angerufenen Königs der Herrlichkeit entspricht. Die Stimmen bewegen sich in ruhigem Fluss, wobei einzelne Phrasen behutsam hervorgehoben werden, was der Motette eine feierliche Strahlkraft verleiht.

 

Text:

Lateinisch – aus der Himmelfahrtsliturgie, Antiphon zu Pfingsten

 

"O rex gloriae, Domine virtutum,

qui triumphator hodie super omnes caelos ascendisti,

ne derelinquas nos orphanos,

sed mitte promissum Patris in nos,

Spiritum veritatis. Alleluia."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"O König der Herrlichkeit, Herr der Heerscharen,

der du heute als Triumphator über alle Himmel aufgestiegen bist,

verlass uns nicht als Waisen,

sondern sende das verheißene Geschenk des Vaters über uns,

den Geist der Wahrheit. Halleluja."

 

Publikation:

Diese Motette wurde nicht in den Drucken von 1539 oder 1541 veröffentlicht. Sie ist nur in Handschriften überliefert und dürfte um 1540 komponiert worden sein.

 

Disc 2, Track 7: "Ne reminiscaris, Domine"

 

„Ne reminiscaris, Domine“ ist eine eindrucksvolle Bußmotette, in der Gombert seine ganze Kunst der klanglichen Dichte entfaltet. Der Text bittet um Vergebung und göttliche Nachsicht, und Gombert setzt dieses Flehen in einen ruhigen, klagenden Strom aus verschlungenen Stimmen. Die Musik wirkt wie ein einziges großes, unablässiges Gebet, das in seiner schlichten Dringlichkeit und klanglichen Fülle den Hörer tief berührt.

 

Text:

Lateinisch – aus liturgischen Bußgebeten, inspiriert von Baruch 3,2 und Daniel 9,19

 

"Ne reminiscaris, Domine, delicta nostra vel parentum nostrorum,

neque vindictam sumas de peccatis nostris.

Domine, ne memineris iniquitatum nostrarum antiquarum:

cito anticipent nos misericordiae tuae,

quia pauperes facti sumus nimis."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Gedenke nicht, Herr, unserer Vergehen oder der Vergehen unserer Väter,

und übe keine Vergeltung wegen unserer Sünden.

Herr, gedenke nicht der alten Missetaten:

deine Erbarmungen mögen uns eilends erreichen,

denn wir sind gar sehr verarmt."

 

Publikation:

Diese Motette wurde nicht in Susatos Drucken von 1539 oder 1541 veröffentlicht. Sie ist nur handschriftlich überliefert und dürfte um 1540 komponiert worden sein.

 

Disc 2, Track 8: "Da pacem, Domine"

 

In dieser Motette vertont Gombert eine der wichtigsten liturgischen Bitten um Frieden. „Da pacem, Domine“ erklingt bei ihm in ruhiger, weit gespanntem Fluss, mit weichen, ineinandergreifenden Stimmen, die keine scharfen Zäsuren kennen. Die Musik vermittelt eine Atmosphäre der Sehnsucht nach göttlichem Schutz und innerem Frieden, wobei Gombert meisterhaft eine Stimmung stiller Hoffnung aufbaut. Seine Polyphonie wirkt hier besonders warm und getragen.

 

Text:

Lateinisch – Antiphon aus der Friedensliturgie

 

"Da pacem, Domine, in diebus nostris,

quia non est alius qui pugnet pro nobis

nisi tu, Deus noster."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Gib Frieden, Herr, in unseren Tagen,

denn es gibt keinen anderen, der für uns streitet,

außer dir, unser Gott."

 

Publikation:

Diese Motette wurde nicht in Susatos Drucken von 1539 oder 1541 veröffentlicht. Sie ist nur in Handschriften überliefert und entstand wahrscheinlich um 1540.

 

Disc 2, Track 9: "Conceptio tua, Dei Genitrix"

 

Diese Motette ist ein eindrucksvolles Beispiel für Gomberts reife polyphone Kunst. Der Text, der die Freude über die Empfängnis Mariens zum Ausdruck bringt, wird in einem dichten, fließenden Klanggewebe vertont. Gombert nutzt seine charakteristische Technik der kontinuierlichen Imitation, um eine Atmosphäre der Erhabenheit und inneren Freude zu schaffen. Die Stimmen verschmelzen zu einer homogenen Einheit, wodurch eine kontemplative Tiefe entsteht.

 

Text:

Lateinisch – aus der Liturgie zur Feier der Empfängnis Mariens

 

"Conceptio tua, Dei Genitrix virgo,

gaudium annuntiavit universo mundo:

ex te enim ortus est sol iustitiae, Christus Deus noster,

qui solvens maledictionem dedit benedictionem,

et confundens mortem donavit nobis vitam sempiternam."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Deine Empfängnis, Gottesgebärerin Jungfrau,

hat der ganzen Welt Freude verkündet:

denn aus dir ist hervorgegangen die Sonne der Gerechtigkeit, Christus unser Gott,

der den Fluch auflöste und den Segen gab,

und der, indem er den Tod besiegte, uns das ewige Leben schenkte.

 

Publikation:

Diese Motette wurde 1541 in Susatos Sammlung „Liber secundus motettorum“ veröffentlicht und gehört somit zu den Werken, die zu Gomberts Lebzeiten im Druck erschienen sind.

 

Einige dieser Motetten erschienen bereits zu Lebzeiten Gomberts in Drucken, etwa bei Pierre Attaingnant ( (* um 1494, † um 1552 in Paris) oder Tylman Susato (* um 1510, † nach 1570 Antwerpen).

 

Wichtige Sammlungen sind:

 

„Liber primus motettorum“ (Antwerpen, Susato, 1539)

 

„Liber secundus motettorum“ (Antwerpen, Susato, 1541)

 

Nicht alle Werke wurden sofort publiziert; manche Motetten wurden erst später überliefert, sei es durch Nachdrucke oder Handschriften.

 

Nur wenige der auf dieser CD versammelten Werke wurden schon zu Lebzeiten Gomberts in Druck gegeben. Insbesondere die Veröffentlichungen „Liber primus motettorum“ (1539) und „Liber secundus motettorum“ (1541) durch Tylman Susato (* um 1510 – † nach 1570) spielten dabei eine zentrale Rolle.

Die übrigen Motetten wurden erst durch spätere Überlieferung bekannt und verdeutlichen die breite Wirkungsgeschichte Gomberts auch nach seinem Tod.

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