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Nicolas Gombert: Messen

Missa "a la Incoronation",

Missa "Media Vita",

Missa "Philomena Praevia",

Missa "Beati Omnes",

Motetten - "Media Vita" a 6 und "Beati Omnes" a 5

Beauty Farm

Aufnahme: 2019

 

Nicolas Gombert zählt zu den herausragenden Meistern der franko-flämischen Vokalpolyphonie. Seine Messen und Motetten zeichnen sich durch eine außerordentlich dichte, kunstvoll verschlungene Satzweise aus, die oft ohne klare Zäsuren fließt und eine betörende Klangfülle entfaltet. Typisch für Gombert ist die gleichmäßige Verteilung der Stimmen, die in stetiger Imitation miteinander verwoben werden und so ein nahezu endloses Klangband entstehen lassen.

 

1. Die Missa "a la Incoronation" ist eine festliche Messe, die für eine besondere Krönungsfeier komponiert wurde.

 

Die Missa "A la Incoronation", auch bekannt als Missa "Sur tous regretz", ist eine fünfstimmige Parodiemesse, die auf der gleichnamigen Chanson von Jean Richafort (um 1480 - 1547) basiert:

 

 

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https://youtu.be/6fXj4jYX2lU

 

Französischer Text:

 

"Sur tous regrets le mien plus piteux

Estant cause de mon dolent martire,

Ne me laisse vivre ne mourir,

Tant est cruel et fort en mes ennuys."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Über allen Schmerzen ist der meine der beklagenswerteste,

da er die Ursache meines leidvollen Martyriums ist;

er lässt mich weder leben noch sterben,

so grausam und heftig ist er in meinem Leid."

 

Musikwissenschaftler vermuten jedoch, dass die Messe "A la Incoronation" im Zusammenhang mit der Krönung Karls V. zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches am 24. Februar 1530 in Bologna komponiert wurde .

 

Gombert war zu dieser Zeit als Sänger und Komponist in der Hofkapelle Karls V. tätig und begleitete den Kaiser auf seinen Reisen durch Europa. Seine Position ermöglichte es ihm, an bedeutenden politischen und religiösen Ereignissen teilzunehmen und entsprechende musikalische Werke zu schaffen .

 

Die Wahl einer melancholischen Chanson als Grundlage für eine Messe, die für eine Krönung gedacht war, mag ungewöhnlich erscheinen. Doch in der Renaissance war es nicht unüblich, weltliche Melodien für geistliche Kompositionen zu verwenden. Die tiefgründige Stimmung der Chanson könnte als Ausdruck der Demut und der Verantwortung interpretiert werden, die mit der kaiserlichen Würde einhergehen.

 

Die Messe wurde 1542 veröffentlicht, was auf eine Entstehung in den Jahren zuvor hindeutet. In dieser Zeit war Gombert eine zentrale Figur in der musikalischen Welt Europas, und seine Werke spiegeln die kulturellen und politischen Strömungen seiner Epoche wider.

https://youtu.be/BWBi-ZC-RXg

 

 

2. Die Missa "Media Vita" basiert auf dem berühmten gleichnamigen liturgischen Text "Inmitten des Lebens sind wir vom Tod umfangen". Gombert greift auf seine eigene Motette „Media Vita“ als thematische Grundlage zurück. Die Messe ist von einer ernsten, fast meditativen Grundstimmung geprägt. Lange, melancholische Linien und dichte Texturen spiegeln die existenzielle Tiefe des zugrunde liegenden Textes wider. Gombert gelingt es, die spirituelle Schwere des Themas in überwältigende Klanglandschaften zu übersetzen.

 

3. Mit der Missa "Philomena Praevia" ehrt Gombert ein vermutlich heute verlorenes oder weniger bekanntes Motettenvorbild. Die Messe entfaltet eine besonders kunstvolle melodische Struktur: Der Cantus firmus wird subtil eingewoben, die Stimmen greifen in dichten Imitationen ineinander und schaffen ein schimmerndes Gewebe, das zuweilen wie in Zeitlupe fließt. Auch hier beweist Gombert seine Meisterschaft im Beherrschen großer Formen ohne Bruch oder Härte.

 

4. Die Missa "Beati Omnes" nimmt Bezug auf Gomberts eigene Motette „Beati Omnes“. Im Zentrum steht der Gedanke des Segens und der Glückseligkeit, wie er in Psalm 128 zum Ausdruck kommt. Die Musik dieser Messe wirkt hell und weit ausladend, ohne dabei an Tiefe zu verlieren. Die Stimmen bewegen sich in einem gleichmäßigen Puls, der an den ewigen Kreislauf göttlicher Gnade erinnert.

 

Die beiden zugrunde liegenden Motetten gehören zu Gomberts eindrucksvollsten Schöpfungen:

 

5. "Media Vita" a 6 ist ein monumentales Werk, das die liturgische Antiphon "Media vita in morte sumus" in berührender Weise vertont. Die sechs Stimmen verweben sich in dichtester Polyphonie und erzeugen eine klangliche Dichte, die die existenzielle Bedrängnis und das Flehen um göttlichen Beistand eindrucksvoll spiegelt. Besonders hervorzuheben sind die eindringlichen Bittrufe „Sancte Deus, sancte fortis, sancte et misericors Salvator“.

 

 

https://youtu.be/3NHNpaRcScY

 

 

Lateinischer Text:

 

"Media vita in morte sumus, quem quaerimus adjutorem, nisi te, Domine?

Qui pro peccatis nostris juste irasceris.

Sancte Deus, sancte fortis, sancte et misericors Salvator,

amarae morti ne tradas nos.

In te speraverunt patres nostri, speraverunt, et liberasti eos.

Ad te clamaverunt, et salvi facti sunt.

Te rogamus, audi nos.

Sancte Deus, sancte fortis, sancte et misericors Salvator,

amarae morti ne tradas nos."

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen;

wen sollen wir als Helfer suchen, wenn nicht dich, Herr,

der du wegen unserer Sünden gerecht zürnst?

Heiliger Gott, starker Gott, heiliger und barmherziger Erlöser,

übergib uns nicht dem bitteren Tod.

 

Auf dich haben unsere Väter gehofft; sie hofften, und du hast sie befreit.

Zu dir riefen sie, und sie wurden gerettet.

Wir bitten dich, erhöre uns.

Heiliger Gott, starker Gott, heiliger und barmherziger Erlöser,

übergib uns nicht dem bitteren Tod."

 

6. "Beati Omnes" a 5 basiert auf dem Anfang des 128. Psalms, einem der Pilgerpsalmen. Die Vertonung ist von heller, fast jubilierender Stimmung getragen. Gombert gelingt es, die freudige Botschaft von Glück und Segen in ein filigranes, gleichzeitig bewegtes Klangbild zu kleiden, das in seiner Polyphonie dennoch stets transparent bleibt.

 

 

 

https://youtu.be/WU0wsVevOe8 

 

Lateinischer Text:

 

"Beati omnes qui timent Dominum,

qui ambulant in viis eius.

Labores manuum tuarum manducabis,

beatus es, et bene tibi erit."

(Psalm 128, 1–2)

 

Deutsche Übersetzung:

 

"Selig sind alle, die den Herrn fürchten,

die auf seinen Wegen wandeln.

Die Früchte deiner Hände wirst du genießen;

selig bist du, und es wird dir wohl ergehen."

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