Motette „Dicite in magni“
„Dicite in magni“ ist eine Motette von Nicolas Gombert. Das Werk gehört zu Gomberts umfangreichem geistlichen Œuvre, das sich durch besonders dichte Stimmführungen, subtile Klangschichtungen und eine weitgehend durchgehende Polyphonie auszeichnet.
Die Motette „Dicite in magni“ basiert auf einem liturgischen Text, der aus der Offizien- oder Festtagstradition stammen könnte, speziell in Verbindung mit Heiligenfesten.
Der vollständige Text lautet:
"Dicite in magni voce laetitiae:
exaltetur Dominus in corde nostro.
Cantemus et exsultemus ei,
quia cum Domino manet misericordia,
et in Deo nostro redemptio magna."
Auf Deutsch lässt sich das sinngemäß übersetzen als:
"Verkündet mit großer Freude:
Der Herr sei in unserem Herzen erhoben.
Lasst uns ihm singen und frohlocken,
denn beim Herrn wohnt das Erbarmen,
und bei unserem Gott ist große Erlösung."
In dieser Motette setzt Gombert seinen typischen Stil ein: Das Werk entfaltet sich in einem kontinuierlichen Fluss von Imitationen, wobei jede Stimme eigenständig und doch eng mit den anderen verwoben ist. Charakteristisch sind die häufigen Einsätze der Stimmen in kurzen Abständen, was einen sehr „vollen“, beinahe orchestralen Klang erzeugt. Homophone Abschnitte – also Stellen, in denen alle Stimmen gemeinsam rhythmisch agieren – treten kaum auf und dienen eher punktueller Akzentuierung als struktureller Gliederung.
Besonders bemerkenswert an „Dicite in magni“ ist die Art, wie Gombert die Freude und das Lob Gottes nicht durch äußere Mittel wie schnelle Tempi oder auffällige rhythmische Figuren ausdrückt, sondern durch die innere Dichte und Wärme des Klanges. Der Lobpreis wird gleichsam ein Teil des vielschichtigen Klangraumes, was der Motette eine fast kontemplative Tiefe verleiht.
Über die genaue Entstehungszeit der Motette gibt es keine exakten Angaben, doch angesichts von Stil und Quellenlage dürfte sie zwischen 1520 und 1540 entstanden sein, in Gomberts Hauptschaffensperiode, als er als Sänger und Komponist in der Kapelle Karls V. tätig war.
